BAB 66: Tauchgang für den Autobahnausbau
Die Bundesautobahn A66 führt von der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden über Frankfurt am Main und Hanau bis zum Dreieck Fulda. Zwischen den Anschlussstellen Neuhof-Süd und Fulda-Süd hat die Trasse zurzeit noch eine 7 Kilometer lange Lücke. Die lässt Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement (vormals Hessische Straßen- und Verkehrsverwaltung) bis 2014 schließen.
Von 2008 bis 2014 verwendet die ARGE Ingenieurbau BAB A 66 Neuhof ca. 134.000 Kubikmeter Transportbeton für den Bau des 1,6 Kilometer langen vierspurigen Autobahntunnels.
(Foto: CEMEX Deutschland AG)
Das ingenieurtechnisch wohl anspruchsvollste Bauwerk des Schlussabschnitts ist der 1,6 Kilometer lange, ca. 25 Meter breite und 10 Meter hohe Tunnel durch die Ortslage der Gemeinde Neuhof. Der Straßentunnel soll die Lärm- und Abgasbelastung für die Anwohner deutlich vermindern. Eine ARGE aus Hermann Kirchner Hoch- und Ingenieurbau GmbH, Bad Hersfeld, Bickhardt Bau AG, Kirchheim, und HOCHTIEF Solutions AG, Berlin, stellt „BAB A 66 Tunnel Neuhof“ in offener Bauweise her, nach Abschluss der Arbeiten wird die Tunnelröhre mit Erde bedeckt.
Bis dahin gibt es allerdings noch viel zu tun, auch für die Mitarbeiter der CEMEX-Transportbetonwerke Fulda und Schlüchtern: Die CEMEX Deutschland AG wird gemeinsam mit der Kinzigbeton GmbH & Co. KG bis 2014 rund 134.000 Kubikmeter Transportbeton geliefert haben. Zum Einsatz kommen neben rund 103.000 Kubikmetern Beton für die vierspurige Tunnelröhre noch etwa 8.000 Kubikmeter Spritzbeton, 8.000 Kubikmeter Beton für den Unterbau und die Fundamente sowie rund 15.000 Kubikmeter Unterwasserbeton. Gefragt sind zum Teil sehr schwindarme Rezepturen, die Druckfestigkeiten bewegen sich zwischen C8/10 und C35/45, die Expositionsklassen erreichen maximal XF4, XA3, XC4, XD3.
Betonagen rund um die Uhr
„Die Unterwasserbetonagen sind die größten Bauabschnitte und dauern auch schon mal mehr als 24 Stunden“, sagt Mario Bischof vom CEMEX-Vertrieb im Gebiet Fulda-Würzburg. „Hier werden jeweils rund 2.500 Kubikmeter Beton am Stück eingebaut, und zwar mit Hilfe von Tauchern. Die geforderte Stundenleistung liegt bei 100 bis 120 Kubikmetern. Die CEMEX-Betonförderung unterstützt den Einbau zusammen mit einem ARGE-Partner mit Großmastpumpen bis 63 Meter Mastgröße. Für die Unterwasserbetonagen organisieren wir aufgrund der beengten Platzverhältnisse und der Größe der Becken zum Teil eine Kaskadenförderung Pumpe in Pumpe.
Die Transportbetonmischer erreichen die Baugrube über eine eigens angelegte Zufahrtsstraße. Die Betonförderung übernehmen Großmastpumpen bis M63.
(Foto: CEMEX Deutschland AG)
Das Wasser des nahen Bachs Fliede und das Grundwasser drücken in die Baugrube, weswegen zur Herstellung der Sohle ein Unterwasserbeton notwendig ist. Ein Lenzen der Baugrube ist nicht möglich, denn das würde zu einem Absinken des Grundwasserspiegels und unkalkulierbaren Folgeschäden führen. Die Taucher übernehmen zwei Aufgaben: Sie nivellieren die Betonhöhe und entfernen gleichzeitig Schlämme aus der Baugrube.
Bei der Betonrezeptur des Unterwasserbetons C30/37 kommt ein Portlandhüttenzement CEM II/A-S 42,5 N zur Anwendung, die Gesteinskörnungen sind ein Basaltsplitt 2/8, 8/16, 16/22 mm und ein Sand 0/2 mm aus dem Kieswerk Breitungen der CEMEX Kies & Splitt GmbH. Mit dem Betonverflüssiger/Fließmittel CX ISOFLOW 751 der CEMEX Admixtures GmbH stellen die Betontechnologen die benötigte Konsistenz ein.
Einbau von Unterwasserbeton mit Pumpen
Nicht nur bei der Herstellung von Betonsohlen und Fundamenten in gefluteten Baugruben kommen Betone zur Anwendung, die sich für eine Unterwasserschüttung eignen. Aus Unterwasserbetonen entstehen auch Hafenbauwerke und Brückenpfeiler, Bohrpfähle und Schlitzwände. Beim Betoneinbau unter Wasser gilt es zu verhindern, dass zum Beispiel die Mörtelmatrix ausgespült wird: Der Beton darf nicht frei durch das Wasser fallen, sondern muss als zusammenhängende Masse fließen. Es bietet sich an, den Beton per Pumpe einzubauen, wie es auch beim Tunnel Neuhof geschieht. Unterwasserbeton braucht einen besonders guten Zusammenhalt und eine gute Verarbeitbarkeit, was die Betontechnologen mit einem geringen maximalen äquivalenten Wasserzementwert – hier liegt er bei w/z = 0,55 –, einem hohen Mehlkorngehalt und einer Gesteinskörnung mit stetiger Sieblinie sicherstellen. Da beim Projekt BAB A 66 Tunnel Neuhof wie bei den meisten Unterwasserbetonagen eine Verdichtung mit Geräten nicht möglich ist, hat der Beton hier die fließfähige Konsistenz F5.
Die Betonsohle liegt im drückenden Wasser und wird mit Hilfe von Tauchern betoniert. Eine spezielle Rezeptur stellt den Zusammenhalt des Betons unter Wasser sicher.
(Foto: CEMEX Deutschland AG)
Michael Wagner, Leiter des CEMEX-Gebiets Fulda-Würzburg, erklärt die besonderen Herausforderungen: „Unsere Transportbeton-Liefergemeinschaft muss neben der kontinuierlichen Belieferung auch eine gleichbleibende Konsistenz des Betons beim aufsteigenden Trog unbedingt sicherstellen. Das Gleiche trifft auch für den Unterwasserbeton zu, damit sich der Baustoff unter Wasser nicht entmischt und damit die entsprechenden Qualitätsmaßgaben eingehalten werden können. Des Weiteren besteht für die beiden liefernden CEMEX-Transportbetonwerke Fulda und Schlüchtern die dispositive Aufgabe, dass die zuverlässige Belieferung unserer Stammkunden, selbst bei solch außergewöhnlichen Bauwerken, sichergestellt ist.“